Der „Schöne Fritz“ aus Besenfeld
von Gunter Schön - Die Lebensgeschichte des Michael Friedrich Ludwig Klumpp aus Besenfeld.
Im Jahre 1995/96 fand im Karlsruher Schloss eine Ausstellung mit dem Thema: „Schurke oder Held“ historische Räuber und Räuberbanden statt. Beim Besuch dieser Ausstellung fiel meiner Frau in einer Vitrine ein Wanderbuch auf in dem ihr das Wort Besenfeld ins Auge fiel. Nach näherem Betrachten ergab sich, es handelte sich um das Wanderbuch des Michael Friedrich Ludwig Klumpp, Bäcker und Müller aus Besenfeld. Es stellte sich weiter heraus, er war Mitglied in der Bande des „schwarzen Veri“ die im oberschwäbischen Raum ihr Unwesen trieb.Dies gab den Anstoß das Leben des Friedrich Klumpp (genannt der schöne Fritz) näher zu betrachten. Umfangreiche Unterlagen und Bücher jener Zeit wurden gesichtet und nach Spuren unseres Fritz durchsucht, sowie 1200 Seiten Prozessakten und Verhörprotokolle im Staatsarchiv Ludwigsburg gelesen
Erschwerend hinzu kommen klimatische Veränderungen die zu folgenschweren Hungerskatastrophen zwischen 1812 und 1817 führen. Wie das Wochenblatt für das Fürstentum Sigmaringen vom 18. April 1819 berichtet explodierte am 11. April 1815 der Mount Tambora in Indonesien dies war außerordentlich folgenreich für Nordwesteuropa.
Die 20 – 30 Kilometer hohe Aschenwolke behinderte für 1 – 2 Jahre die Sonneneinstrahlung. Im Winter 1815 kam es zu Versorgungsengpässen 1816 war ein Jahr ohne Sommer, Regen Gewitter, Hagelschlag und Überschwemmungen führte zu Missernten und größter Not. Im Sommer 1816 war in Baden-Württemberg die Not schon so groß, dass etwa 40 000 Menschen ihre angestammte Heimat verlassen und auswandern. Unter ihnen waren auch die Eltern unseres „Fritz“, sie haben versucht nach Russland auszuwandern kamen aber dabei um ihr gesamtes Vermögen. In dieser Zeit kam Friedrich Klumpp noch einmal in die Heimat es wird berichtet dass er zwei Stunden vor Besenfeld seine Schwester traf die ihm von der Auswanderung der Eltern berichtete. So kehrte er um und kam nie wieder nach Besenfeld.
In der Folge schloss sich Friedrich Klumpp 1817 Xaver Hohenleiter genannt „schwarzer Veri“ an. Da der Bande sich auch Frauen zugesellt haben bestand die Bande des schwarzen Veri aus sechs Paaren:
- Xaver Hohenleiter und Josefa Tochtermann
- Friedrich Klumpp und Theresia Jeppler
- Ulrich Hohenleiter und Agatha Gebhard
- Fidelis Sohm und Crescentia Tochtermann
- Sebastian Kellermann und Agnes Gebhard
- Josepf Anton Jung und Crescentia Gebhard
Der treueste und erste der Räuber des schwarzen Veri war Friedrich Klumpp der unter seinesgleichen „der schöne Fritz“ genannt wurde. Als Einziger der Bande konnte er lesen und schreiben und fälschte mit Perfektion Pässe und Wanderbücher. In seinem Verhör gab er zu, die Unterschrift des Schultheißen Riß von Dietmanns gefälscht zu haben. 1817 tritt die Bande zum ersten Mal im oberschwäbischen Raum auf. Bei einem Einbruch wurden Schnallenschuhe, Bundstiefel, Rauchfleisch und 30 Pfund Fleisch gestohlen. So geht es bis ins Jahr 1819 weiter. Immer wieder werden bei Überfällen und Einbrüchen Nahrungsmittel, Kleidung und verwertbare Wertgegenstände, auch Wertpapiere, entwendet.
Unterschlupf fanden die Gauner im „Benzenhaus“ auf der Hochfläche von Biberach und im „Storchenhäusle“ im Altdorfer Wald zwischen Durlesbach und Mochenwangen. Als Überfallgeeignete Objekte suchte man sich einsam gelegene Gehöfte aus, oder auch die Stunde des Kirchgangs in der nur wenige, hauptsächlich alte und gebrechliche Bewohner zu erwarten waren.
Im Mai 1819 war die Bande durch bürgerliche Streifen sowie einem Militärkomando festgesetzt worden und wurde in Fesseln gelegt und nach Biberach gebracht. In dieser Zeit erlebte Biberach aufregende Zeiten. Wagenweise wurden abenteuerliche Gestalten durch Gendarmen und Soldaten in die Stadt gebracht wo man die gefährlichsten in Eisen legte. So auch den schwarzen Veri und Friedrich Klumpp.
Die Gauner wurden zunächst in den Bürgerturm, im Siechenturm und im Seelenhaus untergebracht und schwer bewacht. Die Untersuchungen dauerten von Mai 1819 bis in das Jahr 1821 und waren sicherlich keine leichte Aufgabe für den Untersuchungsrichter.
Durch die lange Untersuchungshaft wurden die Gefangenen aufsässig und neigten zu Exzessen. Die Nachtruhe in der Umgebung wurde gestört. Dem versuchte man durch geringere Kost, Anketten an der Wand usw. beizukommen, mit wenig Erfolg. Am 25. Oktober 1819 abends 7 Uhr kam es sicherlich zu einem der spektakulärsten aber erfolglosen Ausbruchsversuch an dem auch Friedrich Klumpp beteiligt war. Er und seine Kumpane hatten schon ein großes Loch aus der Wand gestemmt, als dies ein Wächter bemerkte und Alarm schlug.
Am 25. April 1821 war sogar mit einer gewaltsamen Erhebung zu rechnen. Nach einem Bürgeraufstand wurden verschiedene Personen verhaftet. Um diese unterzubringen wurden die gefangenen Gauner auf verschiedene Gefängnisse verteilt so auch Friedrich Klumpp der seinen Prozess auf dem Hohenasperg abwarten musste. Veri erlebte seinen Prozess nicht mehr, er wurde während eines Gewitters am 20. Juli 1819 durch einen Blitzschlag getötet.
Gegen sechs Verbrecher hat der Kriminalsenat des königlichen Obertribunals am 12./13. März 1824 seine Strafen verhängt die am 31.Dezember 1824 vom König bestätigt wurden. Gegen Friedrich Klumpp genannt „der Schöne Fritz“, „…wegen vieler, schon vor seiner Verbindung mit Gaunern in Genossenschaft verübter Diebstähle, hier nächst erfolgter Vereinigung mit einer Gaunerbande und mit dieser unternommener und vollführter Raub- und Diebstahlsverbrechen auf : Zwanzigjährige Zuchthausstrafe, auf eine während der nächsten vier Jahre jedes Mal am 4. April zu vollziehender Züchtigung mit zwanzig Stockstreichen und auf Stellung des Angeschuldigten unter strenger polizeilicher Aufsicht nach erstandener Strafe.“ Seine Gefährtin Theresa Jeppler erhielt 2 ½ Jahre Zuchthaus. Michael Friedrich Ludwig Klumpp starb am 28. Mai 1827 in der Strafanstalt Gotteszell an Auszehrung. Der Ort seines Begräbnisses ist nicht bekannt.