Neuhaushütte: Gemeinde Seewald

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Neuhaushütte

Der Mittelweg des Schwarzwaldvereins Pforzheim - Waldshut führt auf seiner 2. Etappe (Bad-Wildbad - Besenfeld) auf der Alten Weinstraße an der Neuhaus-Hütte vorbei. Diese Hütte wird auch als Oberforstrat-Ebert-Hütte bezeichnet. Die Wanderer- und Schutzhütte wurde ca. 4 km nördlich von Besenfeld in Richtung Kaltenbronn von der damaligen Gemeinde Besenfeld in den 1950er Jahren errichtet. Die Bezeichnung "Neuhaushütte" erinnert an das sogenannte "obere neue Haus" auf der Besenfelder Schwenke an der Alten Weinstraße. Das "untere neue Haus" stand auf den Wiesen beim heutigen Klärwerk an der Murg in Schönmünzach. Der Waldweg von dort nach oben wird heute noch als Scheiterweg bezeichnet. Mit gleichmäßiger Steigung überwindet der Weg mit einer Länge von rund 4 km einen Höhenunterschied von etwa 425 m. Vor mehr als 200 Jahren, um ca. 1750, diente er dem Scheiterholztransport von der Murg zur Enz. Hintergrund für diese beschwerliche Aktion war die damalige bestehende Grenze zwischen Baden und Württemberg. Das "württembergische" Holz aus dem oberen Murgtal konnte aus politischen Gründen nicht talabwärts über die badische Grenze bei Schönmünzach gebracht werden. Für die notwendigen Arbeitskräfte und auch die eingesetzten Pferde brauchte man Gebäude im Tal und auch auf der Höhe. Vom "oberen neuen Haus" sind heute keine Reste der Grundmauern mehr erkennbar, ebenso wenig von dem Brunnenschacht. Der ursprüngliche Standort ist nicht identisch mit dem jetzigen Standort der Wander- und Schutzhütte. Dieser befindet sich ca. 300 m nördlicher im geschlossenen Wald. Da sich das ganze Gelände im Privatbesitz befindet, konnte die Beschilderung nur während des Jubiläumszeitraum aufgestellt werden. Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte des Scheiterwegs und des Neuhauses findet sich im Heimatbuch von Seewald [1].

Die Bezeichnung "Oberforstrat-Ebert-Hütte" erinnert an Walter Ebert, geboren 23.01.1901, gestorben 06.08.1985 [2].

Dieser war von 1935 - 1966 Leiter des damaligen Forstamts in Enzklösterle [3].

Ebert war als Freund und Förderer des privaten Bauernwaldes in Besenfeld anerkannt. Sein Sohn berichtet dazu:" Für Vater gab es vor seiner Pensionierung noch eine Privatwaldbesitzerversammlung und einen Waldbegang. Bei dieser Gelegenheit überraschte der damalige Bürgermeister Robert Schneider ihn an der Hütte mit der Enthüllung des neuen Namensschildes der Hütte. Das Verhältnis zu den Besenfelder Waldbesitzern und zu ihren Wäldern, war Vater sehr am Herzen gelegen und so war es ihm eine große Freude und Ehre, dass die Hütte nach ihm benannt worden war - obwohl, wie er gelegentlich bemerkte, solche Ehrungen üblicherweise ja erst nach dem Tod eines zu Ehrenden stattfinden. Für Vater, einen passionierten Waldbauer, war die Beziehung zu den Besenfelder Privatwaldbesitzern und ihrer traditionellen Wirtschaftsweise, der einzelstammweisen Nutzung, eine Herzensangelegenheit. Auch im Staatswald war ihm die Plenterwirtschaft ein besonderes Anliegen. In alter Zeit sind die Bauern ja noch auf die Tannen geklettert, um festzustellen, ob sie bereits die Maße einer "Holländertanne" hatten. Zu Vaters Zeiten haben sorgfältige Bauern noch mit Garbenstricken die Naturverjüngung zur Seite gebogen, um diese beim Fällen der alten Tannen nicht zu beschädigen." [4]

Mai 2013, Ernst Schebetka

[1] Seewald - Ein Heimatbuch von Undine Meissner, S. 235 ff. - Geiger Verlag Horb 1990
[2] Auskunft von Karl Ebert, Tübingen, E-Mail vom 22.05.2013
[3] Schreiben von Oberforstmeister i.R W. Ebert vom 11.06.1970 an BMA Besenfeld
[4] Auskunft Karl Ebert, Tübingen, E-Mail vom 22.05.2013